Der 27. Januar 2017 in Coswig

Die Einlader blieben fast unter sich

Wie jedes Jahr seit Roman Herzog hatten die Coswiger Stadtrats-Fraktionen eingeladen, der Opfer des Nationalsozialismus am Tage der Auschwitz-Befreiung zu gedenken.
Dieses Jahr war etwas anders, in Coswig.
Nicht das Wetter, nicht die Lichtverhältnisse, nicht die Blumengebinde. Aber irgendwas war anders.
Die Ansprache vor dem VVN-Stein in der Bahnhofstraße schien zunächst im gewohnten Rahmen zu bleiben. Aber zum Schluss wurde Frau Brigitte Köhler, Stadträtin und erste Vorsitzende der Teresa Carreño & Eugen d´Albert Gesellschaft Coswig e.V., etwas persönlicher.
Sie sprach über Beweggründe. (Das neudeutsche Wort heißt „Motive“) Und sie fand es wichtig, diesen Gedenktag würdig zu begehen. Und wie aus der Verpflichtung ein Bedürfnis wurde.

An der Gedenktafel auf dem Schulhof wurden diesmal schweigend Blumen angebracht. Man muss nicht ständig Worte wiederholen, wenn man einen Begriff hat von den Taten wie den Leiden unserer Vorfahren.

Interessant wurde es am Gedenkstein an der Karrasburg.  „Gegen Diktatur und Gewaltherrschaft“  - heißt es dort in Stein gemeißelt.

Anlass genug für unseren OB, ohne Redezettel, einfach aus dem Herzen heraus, vor dem zu warnen, was er an Stammtischen in der letzten Zeit gehört hat. Die Gefahr, dass breite Zustimmung zu einfachen (Schein-)lösungen aktueller Probleme in eine Diktatur führt, hat unser Volk schon einmal ignoriert.Und sich mit allgemeinen Losungen und Stammtischparolen gegnügt. Da weiss der deutsche Michel gleich, dass er auf der richtigen Seite steht.


Ein befreundeter Pfarrer aus Oldenburg schrieb mir dazu heute auf Facebook:  Die Selbstimmunisierung der Moralisten und Prediger ist ein so seichtes Gewässer, dass man über solche Naivitäten eigentlich kein Wort verlieren sollte, wenn es nicht um so viel ginge wie die Auslieferung der Wirklichkeit an den Rechtsradikalismus!"

Die ernste Wirklichkeit war fühlbar an diesem Tag.
Schade, dass einige Coswiger, die das auch gefühlt hätten, verhindert waren.

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